Welche Unterstützung können Eltern von Schule erwarten?
Jede Schule hat eine Beratungslehrkraft oder einen Schulsozialarbeiter, in vielen Fällen sogar beides. Diese sind für ratsuchende Schüler und Eltern die ersten Ansprechpartner, wenn es um private Sorgen, Ängste und Probleme geht, welche schulische Konsequenzen haben bzw. schulisch relevant sind. Bleiben wir beim Beispiel Transgender und äußerem Coming Out. Die Analyse der Stressfaktoren hat gezeigt, dass soziale Isolation, Leistungsabfall und Schulabsentismus unmittelbare Folgen eines verzögerten Coming Outs sein können. In diesem Fall ist der Auftrag des Ratsuchenden, ihn bei seinem Coming Out in der Schule zu unterstützen, von der Beratungslehrerin also anzunehmen. Der Beratungslehrer kann zuhören und gemeinsam mit den Ratsuchenden neue Perspektiven entdecken.
Was kann der Beratungslehrer/der Schulsozialarbieter für Eltern tun?
Externe Beratungsstellen
Die Beratungslehrkraft verfügt über vielfältige Kontakte und Netzwerke und kann den Ratsuchenden oder die ratsuchenden Eltern dabei unterstützen, externe Unterstützersysteme wie z.B. Kompetenzzentren, Psychologen, Ärzte, Selbsthilfegruppen… zu kontaktieren. In besonders schwierigen Fällen können Eltern gemeinsam mit der Beratungslehrkraft überlegen, ob eine Kindswohlgefährdung vorliegt und eine stationäre Notaufnahme in Erwägung gezogen werden sollte. Die Schulpsychologie aber auch die Fachberatung der Landkreise bieten dem Beratungslehrer in diesem Entscheidungsprozess fachkompetente und anonyme Beratung.
Information
Für Eltern ist das äußere Coming Out Prozess des eigenen Kindes nicht selten die erste Auseinandersetzung mit dem Thema „sexuelle Vielfalt“. Beratungslehrer haben wahrscheinlich schon mehrere Klienten mit zumindest ähnlicher Thematik begleitet. Sie sind unabhängig und können den Eltern Sachinformationen zur sexuellen Vielfalt vermitteln, damit diese das Leid ihres Kindes besser verstehen und ggf. eine Handlungsnotwenidgkeit besser erkennen können. Das Internet bietet Ratsuchenden zwar eine Vielzahl an Informationen an, gleichzeitig aber sorgt gerade auch diese Informationsflut für Orientierungslosigkeit. Eventuelle Rückschläge können erst dann gemeinsam besprochen werden, wenn Eltern die Gefühle und Ängste ihrer Kinder begreifen. Eine Voraussetzung dafür, dass zielorientiert und gemeinsam ein positives Coming Out gestaltet werden kann.
Vermittlung
Häufig liegen zwischen innerem und äußerem Coming Out mehr als 5 Jahre. Die Zeit dazwischen wird von mehr als 80 % der Betroffenen als mittel bis schwierig eingestuft und ist von zahlreichen negativen Symptomen (extrovertiertes Verhalten, soziale Isolation, Leistungsabfall…) gekennzeichnet und mit der Zeit baut sich ein enormer Handlungs- und Leidensdruck bei den Betroffenen auf. Die Ablehnung durch Freunde (73,9%) und die Ablehnung durch Familienmitglieder (69,4%) wird als größte Befürchtung der Jugendlichen vor dem äußeren Coming Out genannt. So verwundert es auch kaum, dass Ratsuchenden ein „geheimes Beratungsgespräch“ in der Schule leichter fällt, als eine Offenbarung vor denen, die sie am meisten lieben. Hier haben die Beratungslehrer – je nach Bedürfnis des Ratsuchenden – unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten: Beratungslehrer können die Eltern auf das Gespräch mit dem Kind inhaltlich und emotional vorbereiten, sie können den Ratsuchenden stärken, indem sie offen mit ihm über Ängste und Gefühle reden, sie können ermutigen und trösten, ernst nehmen und zuhören, ein erstes gemeinsames Gespräch moderieren oder schwierige Situationen begleiten,..
Grenzen der Beratung
In einigen Fällen kann (familien-)therapeutische Arbeit notwendig sein. Hier sind die unterschiedlichen Instanzen schulischer Beratung nicht mehr zuständig und die Beratungslehrkraft wird Ihnen raten, externe Beratung/Therapie in Anspruch zu nehmen. Selbst wenn in einem solchen Fall die zumeist längeren Wartezeiten auch von den Beratungslehrkräften nicht umgangen werden können, so ist dennoch anzunehmen, dass Beratungslehrer vielfältige Erfahrungen haben und es sein kann, dass die Beratungslehrkraft weiß, wo die Wartezeiten kürzer sind oder welche Therapeuten in der Umgebung sich besonders gut im Bereich sexueller Vielfalt auskennen.