Stressfaktoren in Schule

Die Ängste vor Ablehnung durch den Freundeskreis (74%) und Ablehnung durch Familienmitglieder (69%) gehören zu den zentralen Befürchtungen der Jugendlichen zwischen innerem und äußerem Coming Out. Lebt ein Schüler nun über einen langen Zeitraum in seiner „falschen“ Identität oder kann seine wahre sexuelle Orientierung nicht preisgeben, weil er sich beispielsweise vor einem äußeren Coming Out fürchtet, wirken auf ihn während der gesamten Schulzeit viele Stressfaktoren, die unangenehme Folgen für den Betroffenen und seine Umwelt mit sich bringen können:

Nicht vergessen werden aber darf, dass jeder Fall individuell betrachtet werden muss und die Übersicht lediglich MÖGLICHE Folgen darstellt. Während die einen mit introvertiertem Verhalten (Rückzug, Scham, Schwierigkeiten der Selbstakzeptanz) reagieren, sich zurückziehen und soziale Kontakte meiden, kann es ebenso sein, dass andere besonders extrovertiert reagieren und scheinbar gegen alles und jeden rebellieren. Ein Verhaltensmuster, das aus der Unterdrückung realer Gefühle und innerer Konflikte resultiert und keineswegs mit der pubertären Suche nach Aufmerksamkeit verwechselt werden sollte.

Wenn man sich die Stressfaktoren in der Übersicht ansieht, ist es nur naheliegend, dass diese auch zu einem Leistungsabfall führen können. Die Coming Out Problematik kann die Betroffenen so viel Energie kosten, dass an Konzentration und positives Arbeitsverhalten nicht mehr zu denken ist und die schulischen Leistungen zwangsläufig sinken werden. Verstärkt wird dieser Prozess, wenn soziale Isolation, Rückzug und Schwierigkeiten der Selbstakzeptanz verhindern, dass Betroffene sich mündlich beteiligen und aktiv am Unterricht teilnehmen.

Neben den negativen Folgen von auffälligen Verhaltensmustern und Leistungsabfall weisen inzwischen mehrere Quellen nach, dass unter Betroffenen ein signifikant höherer Anteil an Mobbing- und Gewaltopfern vorhanden ist. Auch wenn allgemein der Trend zu beobachten ist, dass glücklicherweise die Akzeptanz der Jugendlichen, die von einer binären Gendernorm abweichen, allgemein steigt, so bleibt zu berücksichtigen, dass ein fehlendes „äußeres Coming Out“ eine offene Kommunikation verhindert. Verhaltensweisen werden vom Umfeld nicht verstanden, fehlgedeutet, „sanktioniert“ und ein Teufelskreis in die soziale Isolation mit wachsender Furcht vor dem äußeren Coming Out kann entstehen!