Zahlen, Daten, Fakten

Im Sinne einer Legitimation der Forderung nach Diversity-Kompetenz bei Lehrenden, soll im Folgenden zunächst dargestellt werden, für wie viele Schüler die derzeit gültige Gendernorm eine Belastung im Schulalltag darstellt. Bei allen Ergebnissen handelt es sich um Schätzwerte!

In Deutschland leben laut Schätzung des Bundesverbandes Intersexuelle Menschen e.V. derzeit ca. 100.000 Menschen, die mit unterschiedlichen Geschlechtermerkmalen ausgestattet sind. Laut statistischem Bundesamt waren im Jahr 2017 11,4% der Gesamtbevölkerung im schulpflichtigen Alter, was bedeutet, dass ca. 11.400 Schulpflichtige intersexuell sind. Berücksichtigt man, dass es im Jahr 2017/2018 ca. 10.945.0001 Schüler in Deutschland gab, ist davon auszugehen, dass von der gesamten Schülerschaft ca. 1% intersexuell ist.

Im Jahre 2017 haben 2085 Menschen ein Verfahren zur Namensänderung nach dem Transsexuellengesetz eröffnet2. Die Statistik zeigt, dass sich die Zahl der amtlichen Änderungsverfahren in den letzten Jahrzehnten immens vergrößert hat. So lässt sich beispielsweise errechnen, dass in der Zeit von 1995 – 2000 2352 Änderungsverfahren eröffnet wurden, während es in der Zeit von 2013-2017 fast viermal so viel, nämlich 8461 Verfahren gegeben hat. Die Angaben bezüglich der Gesamtanzahl der Transsexuellen in Deutschland variiert in den unterschiedlichen Quellen sehr stark. Berücksichtigt man Faktoren wie die stetig wandelnde Gesamtbevölkerung Deutschlands, die veränderte Lebenserwartung der Bevölkerung, die multifaktorielle Beeinflussung des äußeren Coming Outs etc. muss man zugeben, dass eine genaue Angabe der Gesamtanzahl kaum möglich ist. Berücksichtigt man lediglich zuverlässige Daten (Transitionsverfahren), lässt sich feststellen, dass derzeit jährlich ca. 2000 Deutsche ein rechtliches Verfahren im Transitionsprozess beginnen. Setzt man diesen Wert in Relation zur Lebenserwartung und Gesamtbevölkerungszahl Deutschlands, erzielt man einen Schätzwert von ca. 0,2 Prozent Transgender in der Gesamtbevölkerung. Demnach wären von bundesweit 11.000.000 Schülern ca. 22.000 Schüler Transgender, wobei berücksichtigt werden muss, dass es sich hierbei um einen Minimumwert handelt, da sowohl die Dunkelziffer als auch die Anzahl derjenigen, die kein rechtliches Transitionsverfahren in Anspruch nehmen, bei dieser Schätzung nicht berücksichtigt werden können.

Addiert man nun die Ergebnisse bedeutet dieses, dass mindestens ca. 1,2% und damit 132.000 Schüler in Deutschland Probleme mit der gesellschaftlich etablierten binären Geschlechternorm haben, da sie im Raum Schule widerrechtlich gezwungen werden, sich einem Geschlecht zuzuordnen. Diese Zahl entspricht in etwa auch den Angaben der IMAG (interministerielle Forschergruppe) des BMFSFJ, die von einer Gesamtzahl Betroffener zwischen 1,2 zu 3 Prozent ausgehen.

1 Die der Rechnung zugrunde liegenden Daten sind dem statistischen Bundesamt entnommen. Quelle: https://www.destatis.de